Innovative Verfahren bei Wurzelbehandlung
Im Inneren eines Zahnes befindet sich die so genannte Zahnpulpa, die auch als „Zahnmark“ bezeichnet wird. Die Pulpa, die neben Bindegewebe vor allem aus Blut- und Lymphgefäßen besteht und von Nervenfasern durchzogen wird, verläuft hierbei in einem Hohlraumsystem im Zahninneren, der Pulpenhöhle oder auch „Pulpencavum“ genannt. Dieser Hohlraum beginnt in der Zahnkrone und setzt sich über die Wurzelkanäle bis zu den Wurzelspitzen hin fort.
Wird die Pulpa durch äußere Reize dauerhaft beeinträchtigt – zum Beispiel durch Kariesbakterien – so entzündet sich dieses Pulpengewebe, es entsteht eine Pulpitis und der Zahn fängt an zu schmerzen. In diesem Falle ist aus medizinischen Gründen eine Wurzelbehandlung angezeigt. Hierbei wird die entzündete und / oder bakteriell zersetzte Pulpa aus dem Inneren des Zahnes entfernt. Ziel der Wurzelbehandlung ist es, den so entstandenen Hohlraum im Zahninneren in einen möglichst keimfreien Zustand zu versetzen und daraufhin mit einer geeigneten Füllmasse randdicht bis zur Wurzelspitze hin ab zu füllen (siehe linke Bilderreihe).
Wurzelbehandlung – ein sicheres Verfahren
Wurzelbehandlungen genießen in der Bevölkerung leider einen schlechten Ruf. Man fürchtet eine langwierige Behandlung an deren Ende der Zahn „dann doch raus“ müsse. Gerade im diesem Bereich hat die Zahnmedizin jedoch in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht und Methoden entwickelt mit denen sich Fehlschläge bei Wurzelbehandlungen heute minimieren lassen. Folgende 2 Ursachen liegen den meisten Komplikationen nach Wurzelbehandlungen zu Grunde:
1. Das Wurzelkanalsystem war vor Wurzelfüllung nicht ausreichend sauber und keimfrei
In der Folge können Bakterien, die im Kanalsystem verbleiben, in die Umgebung der Wurzelspitze auswandern und dort einen entzündlichen Prozess verursachen, der dann in der Regel operativ im Rahmen einer Wurzelspitzenresektion entfernt werden muss.
2. Die Aussäuberung und Füllung des Wurzelkanalsystems war nicht exakt bis zur Wurzelspitze hin vorgenommen worden
Das Wurzelkanalsystem sollte möglichst genau bis zu dem Punkt ausgesäubert und abgefüllt werden, an dem der Nerv aus der Wurzelspitze austritt (apikale Konstriktion). Dieser Punkt muss daher möglichst genau ermittelt werden. Wird der Wurzelkanal zu kurz abgefüllt führt das dazu, dass Bakterien im Restkanalsystem verbleiben und spätere Entzündungen an der Wurzelspitze verursachen. Wird der Wurzelkanal hingegen zu lang aufbereitet so besteht die Gefahr, dass sich beim Abfüllen Füllmaterial in den Knochen um die Wurzelspitze herum überstopft.
Um diese beiden Fehlerquellen nach Möglichkeit zu eliminieren bieten wir in unserer Praxis mehrere medizinisch innovative Methoden an:
1. Längenbestimmung des Wurzelkanals mit elektrometrischer Längenmessung
Die herkömmliche Wurzellängen – Bestimmung war früher nur mittels eines Röntgenbilds möglich. Hierbei war eine exakte Längenbestimmung infolge projektionsbedingter Verzerrungen nicht immer gegeben.
Darüber hinaus kann auf einem Röntgenbild immer nur die von der Zahnhartsubstanz gebildete Wurzelspitze eines Zahnes erkannt werden, diese stimmt aber oft nicht mit dem Nervaustrittspunkt überein. Ein Röntgenbild liefert hier also nicht selten die falschen Werte. Bei Zähnen mit mehreren Wurzeln überlappen sich die einzelnen Wurzelspitzen auf dem Röntgenbild oftmals so ungünstig, dass eine genaue Lokalisation extrem erschwert ist oder gar unmöglich wird.
In unserer Praxis bieten wir die Längenbestimmung mit einem elektronischen Messgerät an. Dieses schmerzfreie Verfahren basiert auf einem Spannungspotential – Unterschied zwischen Wurzelkanalsystem und äußerem Wurzelbereich eines Zahnes. Auf diese Art und Weise ist es möglich, die exakte Lage der apikalen Konstriktion zu ermitteln. Die Aussäuberung und Abfüllung des Wurzelkanals kann mit dieser Methode präzise, berechenbar und zuverlässig erfolgen.
Auch wenn die Anwendung von Röntgenstrahlen aus irgendwelchen Gründen möglichst vermieden werden soll, wie etwa in der Schwangerschaft, oder wenn z. B. infolge eines erhöhten Würgereizes die Anfertigung eines Röntgenbilds gar nicht möglich ist leistet das elektronische Messgerät wertvolle Dienste.
2. Maschinelle Aufbereitung des Wurzelkanals
Die den Wurzelkanal umgebende Zahnhartsubstanz (Kanalwand – Dentin) hat keine glatte Oberfläche, sondern ist durchsetzt von winzigen Poren, über die die so genannten Dentintubuli (Dentinkanälchen) mit der Pulpa in Verbindung stehen. Wenn eine Pulpa infiziert oder abgestorben ist, dringen Bakterien auch in diese Porositäten der Kanalwände ein. Ziel der Behandlung muss somit auch sein, das derart infizierte Kanalwand – Dentin mit zu entfernen. Dies wird in unserer Praxis mit Hilfe eines maschinellen Aufbereitungssystems durchgeführt.
3. Desinfektion des Wurzelkanalsystems mit dem Laser
Der Wurzelkanal besteht in aller Regel nicht aus einem einzigen, geraden Hohlraum, sondern verzweigt sich, insbesondere im Bereich der Wurzelspitze, oftmals in vielerlei kleinere Verästelungen (Seitenkanäle). Auch diese Seitenkanäle sind bei einer bakteriellen Infektion des Wurzelkanalsystems mit befallen.
Genau hier setzt der Dental – Laser an: Mit einer extrem dünnen und flexiblen Lichtfaser werden die im Kanalsystem befindlichen Bakterien effektiv abgetötet. Da der in unserer Praxis verwendete Laser in einem seitlichen Winkel abstrahlt werden neben dem Hauptkanal auch die kleinsten Seitenkanäle bis zur Wurzelspitze hin schonend und schmerzfrei desinfiziert.
Das heißt für den Patienten: weniger Beschwerden nach Behandlung, ein besserer Behandlungserfolg und ein langfristig längerer Erhalt des wurzelbehandelten Zahnes!
4. Desinfektion des Wurzelkanalsystems mit Ultraschall – aktivierten Spüllösungen
Ultraschallbäder werden im medizinischen Bereich seit langem zur Reinigung schwer zugänglicher Hohlräume eingesetzt. Die Fähigkeit des Ultraschalls, winzigste Schmutzpartikel zu lösen kann auch bei der Wurzelbehandlung effektiv eingesetzt werden:
Eine stark desinfizierende Spüllösung wird hierbei in die Wurzelkanäle eingebracht und mit Hilfe eines speziellen, hauchdünnen Ultraschallansatzes unter Schwingung gesetzt. Schmutzreste und bakteriell infizierter Biofilm, so genannter „smear layer“, werden dadurch aufgelöst und durch mehrmalige Spülungen aus dem Wurzelkanalsystem abtransportiert. Durch die Ultraschall – Aktivierung kann die Spüllösung viel effektiver in die bakteriell infizierten Seitenkanäle und Porositäten auf der Innenseite des Wurzelkanals eindringen und ihre desinfizierende Wirkung entfalten.